Individualpädagogik, wie wir sie sehen

Individualpädagogik ist die pädagogische Bemühung um ein Individuum, bei der dessen Zugehörigkeit zu einer Gruppe vorübergehend und grundsätzlich nachrangig verfolgt wird - zu Gunsten der vorrangigen Befriedung seiner individuellen Bedürfnisse, der Entwicklung seiner persönlichen Fähigkeiten und Begabungen, seiner Autonomie, seiner identifikatorischen Selbstbewusstheit und seiner Lebenskonzeption. Skizzenhaft umrissen gilt Folgendes:

  1. Individualpädagogik ist die Pädagogik der frühesten und frühen Kindheit.
  2. Individualpädagogik ist die Pädagogik der speziellen Begabungen (z.B. Wolfgang A. Mozart) und Förderbedürfnisse (z. B. Helen Keller).
  3. Individualpädagogik ist die Pädagogik der - nicht psychiatrischen, - nicht kriminologischen Begleitungs- und Führungsangebote für Entwicklungsbenachteiligte, -unterversorgte, Ausgeglittene.
  4. Individualpädagogik ist die Wegbegleitung für Menschen, die als Kinder dogmatischer und fundamentalistischer, kriegerischer und/oder gewalttätiger, wirtschaftlicher und/oder sexistischer Ausbeutung ausgesetzt waren.
Das iiip verdankt seine Gründungsmotivation dem 3. Aufgabenbereich der Individualpädagogik. Deshalb explizieren wir anzutreffende Lebenssituationen der Betroffenen als Unterversorgung, sie selbst als Unterversorgte:
Sie mögen überlebt haben, obwohl ihre individualpädagogischen Angebote und Chancen in frühester/früher Kindheit schwach waren, - sie mögen Begabungen (wie Mozart oder Helen Keller) gehabt haben, oder auch nicht, - der Tatbestand ihres Lebens ist:
  • die Befriedung ihrer individuellen Bedürfnisse war eingeschränkt und ungesichert,
  • die Entwicklung ihrer persönlichen Fähigkeiten und Begabungen wurde unzureichend unterstützt,
  • ihr identifikatorisches Selbstbewusstsein ist unterentwickelt,
  • ihre Lebenskonzeption ist irritiert.
Wäre das alles, würde die Gesellschaft - ja vielleicht sogar die Pädagogik - sie hinnehmen und verschweigen.
Dies ist aber nicht so! Sie stören! Sie schwänzen Schule! Sie ziehen ihr Leben auf der Straße dem unbefriedigten Leben in ihren Familien vor. Sie rauben! Sie betteln! Sie üben Gewalt aus! Sie nehmen Drogen! Sie prostituieren sich! Sie kommen mit dem Gesetz in Konflikt und sind doch noch nicht strafmündig!
Das ist eine verzweifelte Situation für die Experten:
  • Psychiatrie nicht angezeigt!
  • Strafvollzug (noch) nicht passend!
  • Ausweg: nachgeholte und nachholende Individualpädagogik!
Die Stifter sind sich vor diesem Hintergrund bewusst,
  • dass das Institut in seiner Tätigkeit der Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Erziehung auf dem Gebiet der Individualpädagogik vorerst vorrangig dem Aufgabenfeld der pädagogischen Unterversorgung gewidmet sein soll,
  • dass es jedoch im Zuge seiner Entwicklung den übrigen Problemfeldern der Individualpädagogik gleichermaßen und integrativ verpflichtet sein wird.